Alle reden von „bezahlbarem Wohnraum“ und meinen damit sozialen Wohnungsbau. Bei unseren Recherchen anlässlich der Kommunalwahl sind wir auf eine Reihe von Folgen und Ursachen gestoßen, die ein völlig anderes Bild auf das Fehlen von „bezahlbaren Wohnraum“ werfen.
So werden viele Daten gar nicht erfasst. Diese sind aber notwendig, um eine genaue Beurteilung abzugeben,. Selbst die minimalen Daten im Zensus von 2011 werden nicht aussagekräftig weitergeführt.
Zwischen 40 und 70% der Mietwohnungen sind in privater Hand. In Neumünster wurden zudem über die Hälfte der Mietwohnungen vor 1978 gebaut.
Bis in die 90er Jahre war der private Miethauskauf als zusätzliche Altersversorgung Gang und Gäbe. Jetzt droht die Altersarmut für private Miethausbesitzer, durch die Konkurrenz beim Bau von bezahlbaren neuen Sozialwohnungen. Bei deren Bedarf geht es nur um die Bezahlbarkeit, ohne dass die Probleme des Bestandes beim Erhalt von „bezahlbarem Wohnraum“ Berücksichtigung finden.
Beispiele:
Kreditvergaberichtlinien der Banken, bestehende Straßentrassen, fehlende Parkplätze, Mietshaus als zusätzliche Altersversorgung, der Denkmalschutz, in der Vergangenheit versäumte aber erlaubte Mietpreisanpassungen, die 10% Lebenshaltungskindesklausel in den Mietverträgen, ein falsch definiter Mietpreisspiegel (zugrunde gelegt werden die erzielten Mieten, nicht aber die notwendigen), zu geringe Arbeitsentgelte der Mieter, hohe steuerlich belastete Mietnebenkosten, die exorbitante Preissteigerung im Baugewerbe, zu teure Renovierungen durch überzogene Förderungsvorgaben und ein zu hohes Anspruchsdenken durch die Architektur. Hinzu kommt ein schlechter Vermieterschutz gegen Mietrückstände, der Recht auf Wohnraum zu einem Privileg ohne Gegenleistung macht, aber die Absicherung der Kredite der Vermieter völlig außer acht lässt.
All diese Punkte und die Folgen falscher Wohnungsbaukriterien werden aus heutiger Sicht dazu führen, dass wenn neue Sozialwohnungen über den tatsächlichen Bedarf hinaus gebaut werden, private Hausbesitzer gezwungen sein werden ihre Häuser zu verkaufen. Diese werden dann saniert und teurer vermietet oder in Wohnungseigentümergemeinschaft verkauft. So kommt es dann zu einem Wandel innerhalb der Wohnquartiere, wie man ihn heute schon vielfach beobachten kann.
Die Mieten werden so aber weiter steigen, also wieder der Ruf nach sozialem Wohnungsbau. Die Leittragenden werden nur die privaten Wohnungsbesitzer sein, die dann mit Wertverfall, sozialem Abstieg und drohender Altersarmut zu kämpfen haben. Wohnungsbauunternehmen schreiben ihre Verluste ab oder bekommen massive staatliche Unterstützung. Sicher es gibt auch an Private gerichtete Förderprogramme, nur sind diese an Bedingungen geknüpft, die den notwendigen Kostenaufwand wiederum in die Höhe treiben.
Um genauere Aussagen zu treffen, fehlen die dafür notwendigen Zahlen über Zustand und die noch zu erwartende Lebensdauer des vorhandenen Wohnungsbestandes. Ein besonderes Problem stellt bei der Berechnung der demografische Wandel dar, Zahlen wie viel Wohnraum, selbst bei durchschnittlicher Lebenserwartung in welchem Zeitraum wieder frei wird, finden scheinbar keine Berücksichtigung.
All das wirft auf die Forderung nach sozialem Wohnungsbau ein ganz anderes Licht. Unumstritten wir brauchen bezahlbaren Wohnraum. Deutlich ist hier die Frage zu beantworten, ob es nicht besser wäre durch z.B. eine bedingte Mietpreisgarantie den Bestandserhalt zu fördern, statt nur mit der Förderung von sozialen Neubauten, die eine ausgelastete Bauwirtschaft gar nicht schnell genug erstellen kann, ohne den Bestand noch weiter zu gefährden. Noch ein Wort zum Mietspiegel, eine so ermittelte niedrige Miete hilf nur denen die Zuschüsse zahlen, also Kommunen und den Jobcentern. Sie sparen so Geld, gleichzeitig aber droht so vielen insbesondere Älteren, Kranken und auch Alleinerziehenden die Obdachlosigkeit.